Schreiben dauert länger als Sprechen, individuelle Mitschriften aus Lehrveranstaltungen können diese immer nur unvollständig widerspiegeln. Kollaborative Mitschriften entlasten die einzelnen Studierenden.
Metadaten
- Autoren/-innen: Swidsinski, Anja
- Mentoren/-innen: Rada, Ulrike
- DOI: Keine DOI zugeordnet
- ISSN: 2628-829X
- CC-Lizenz: CC-BY (Bearbeitung erlaubt unter Namensnennung)
- Zitiervorschlag:
Swidsinski, Anja (2021): Ergebnissicherung ausgelagert: kollaborative Seminarmitschriften digital. PatternPool. doi: noch nicht zugeteilt.
Problem
Individuelle Mitschriften spiegeln oft nicht annähernd das wider, was in der Lehrveranstaltung thematisiert wurde.
Anlass für die Entwicklung meiner erprobten Lehrpraxis war:
- Bestehendes bzw. strukturelles Problem
Lösung
Die Studierenden notieren die Ergebnisse von Seminardiskussion und Gruppenarbeit kollaborativ digital.
Zusammenfassung in einem Satz
Details
Die Studierenden werden angehalten, Seminarmitschriften kollaborativ zu erstellen. Konkret wird ein Modus vorgeschlagen, wer in welcher Sitzung seine Mitschriften digital zur Verfügung stellt und ob diese Aufgabe immer von denselben Personen erfüllt werden kann, oder abgewechselt werden soll.
Die Mitschriften werden auf einer digitalen und aus Datenschutzgründen mit Passwort versehenen Plattform abgelegt. Geeignet sind Cryptpads, Wikis, Foren in Lernmanagementsystemen oder Ähnliches.
Im Vorfeld muss entschieden worden sein, ob ein chronologisches Ablegen der Mitschriften genügt (z.B. in Cryptpads oder Foren), oder ob diese in eine inhaltliche Struktur gebracht werden sollen. Dann bietet es sich an, eine Form zu wählen, in der die einzelnen Einträge einzeln verlinkbar und somit neu kontextualisierbar sind. Wikis bieten typischerweise die Möglichkeit, zusätzlich zur automatisch generierten alphabetischen Anzeige bzw. der chronologischen Reihenfolge, die einzelnen Beiträge in inhaltliche Verzeichnisse einzubinden.
Je nach Erfahrenheitsgrad der Studierenden kann die Verlinkung einzelner Einträge untereinander ihnen überlassen werden. So ist z.B. denkbar, mit Hilfe von Links eine Auswahl aus verschriftlichten Thesen, Notizen zu theoretischen Begriffen und Argumentblöcken zu einer Beispielstruktur einer Hausarbeit zu verknüpfen und diese ebenfalls digital abzulegen.
Es wird ausgemacht, bis wann die Mitschriften hochgeladen sein sollen und wann (z.B. am Anfang der nächsten Sitzung) eine Rückmeldung (z.b. durch die Seminarleitung oder durch Studierende) dazu erfolgt. Es ist auch möglich, nur dann eine Rückmeldung zu geben, wenn etwas korrigiert werden muss.
Gerade Studierenden in der Anfangsphase sollte als Hilfestellung kommuniziert werden, in welcher Form / wie detailreich die Mitschriften zu verfassen sind. So könnte die Aufgabe z.B. lauten, aus der Gruppenarbeit nur die erarbeitete These, eine Sammlung von Auffälligkeiten zu einem behandelten Stoff oder Argumentblöcke zu notieren.
Stolpersteine können darin bestehen, dass die digitale Infrastruktur (Internetzugang, im Seminar vorhandene Endgeräte, Lernmanagementsystem) nur unzureichend zur Verfügung stehen oder dass die Studierenden Bedenken gegen kollaboratives Arbeiten haben.
Außerdem können, je nach genutzter Plattform, Inhalte versehentlich gelöscht werden. Meist lassen sie sich aber problemlos wieder herstellen.
Das Pattern ist erprobt worden in:
- Vorlesung
- Seminar
- Übung
- Projekt
- Vorkurs
Meine Lösung hat primär damit zu tun:
- Die Lehrorganisation zu verändern, die für die Beziehung zwischen Inhalten, Studierenden und mir als Lehrender von Bedeutung ist.
Meine erprobte Lehrpraxis steht zur Forschung in folgender Beziehung:
- Die Lehrmaßnahme dient dazu, die Voraussetzung für forschungsnahes Lernen zu schaffen.
Digitale Medien spielen in meiner Lösung:
- Eine zentrale Rolle (bspw. reine Online-Lehre).
Das Pattern fördert primär:
- Übende Aktivitäten (dienen dem Ausprobieren, der Routinebildung etc.)
- Organisatorische Aktivitäten (dienen der Koordination, Vernetzung u.ä.)
Kontext
Das Pattern ist in geisteswissenschaftlichen Seminaren entwickelt und erprobt worden, in denen Diskussionen und Gruppenarbeit wesentliche Bestandteile des Seminargeschehens darstellten.
Das Pattern ist erprobt worden an:
- Universität
Das Pattern ist in folgender Disziplin (oder mehreren) zu verorten:
- Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
- Geisteswissenschaften
- Lehrerbildung
- Explizit interdisziplinäre Bereiche
Die Zielgruppe des Patterns besteht primär aus:
- Studienanfängern
- Fortgeschrittenen Studierenden im Bachelor (oder im ersten Studienabschnitt)
Folgen
Vorteile:
- Die Seminarleitung erhält einen Einblick darin, was die Studierenden notiert haben und kann ggf. Fehler korrigieren.
- Die Seminarmitschriften sind digital immer für alle zugänglich, müssen nicht gesondert mitgebracht werden.
- Mitschriften müssen im digitalen Raum nicht linear sein, es können auch Verlinkungen angelegt oder Bestandteile neu kontextualisiert werden.
- Die einzelnen Seminarteilnehmenden werden vom Mitschreiben entlastet und können sich auf das Seminargeschehen konzentrieren.
- Kollaborative Mitschriften können sich ergänzen und Aufmerksamkeitslücken füllen.
Nachteile:
- Der Mehraufwand muss den Studierenden plausibel gemacht werden, damit Motivation da ist.
- Die Qualität der Mitschriften kann unterschiedlich ausfallen.
- Die Seminarleitung muss Zeit einplanen, um die Mitschriften zu lesen und ggf. darauf einzugehen.
- Die Seminarleitung muss digitale Infrastruktur zur Verfügung stellen.
Kräfte
Seminargeschehen kann sehr komplex sein. Gerade Studierenden in der Anfangsphase kann es schwer fallen, der Menge an Informationen zu folgen und diese sinnvoll zu notieren. Sie wünschen sich dann oft eine Ergebnissicherung von der Seminarleitung.
Hinzu kommt, dass bei angeregter Diskussion in Gruppenarbeiten aufgrund von Zeitdruck die Ergebnisse nur sehr knapp im Plenum präsentiert werden können. Die Arbeitsergebnisse der anderen Gruppen sind dem einzelnen Teilnehmer sowie der Seminarleitung also nur sehr verkürzt zugänglich.
Welche widersprüchlichen Anforderungen spielen in Ihrer bewährten Lehrpraxis eine Rolle?
- Lernen durch Zuhören/Lesen/Zusehen und Lernen durch eigenes Tun
- Analoge und Digitalen Erfahrungswelten
- Individuelles und soziales Lernen
- Exemplarische und vollständige Lerninhalten
Beispiele/ Weiterführende Informationen
Links
- Es wurden keine Links hinterlegt.
Dokumente/ Anhänge
- Es wurden keine Anhänge hinterlegt.
Weiterführende Literatur
Es wurde keine weiterführende Literatur angegeben.
Liebe Anja, das ist ja wirklich sehr interessant (=