Labore sind ein Musterbeispiel für die anwendungsorientierte Lehre – Studierende erfahren, erlernen und erleben “hands-on” die Inhalte Ihres Faches. Sie sind typisch für natur- und ingenieurwissenschaftiche Fächer; in den Geisteswissenschaften sowie den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften kommen sie so gut wir gar nicht vor. Die Idee ist also in einem bestimmten Teilgebiet der Betriebswirtschaftslehre – dem Controlling – diese Art des Lernens zu ermöglichen.
Metadaten
- Autoren/-innen: Wilken, Carsten
- Mentoren/-innen: Oltmanns, Renke
- DOI: 10.25592/pattern.002
- ISSN: 2628-829X
- CC-Lizenz: CC-BY (Bearbeitung erlaubt unter Namensnennung)
- Zitiervorschlag:
Wilken, Carsten (2019): Das Controlling-Labor zur Vorbereitung auf den Controller-Beruf. PatternPool. doi: 10.25592/pattern.002.
Problem
Gerade im Fachgebiet des Controllings werden viele Methoden und Instrumente anhand von Übungsaufgaben, Fallstudien oder Planspielen behandelt. Auch Projekte dienen der anschaulichen und praxisorientierten Vermittlung. Aber das Berufsbild der/des Controllerin/Controllers lässt sich damit in der Regel nicht gut vermitteln. Typische, schwierige Situationen, denen gerade Beurfsanfänger/innen oftmals mit einem Gefühl der Hilflosigkeit oder des Unwohlseins begegnen, lassen sich über diese didaktischen Mittel nicht gut vorbereiten.
Anlass für die Entwicklung meiner erprobten Lehrpraxis war:
- Persönliches professionelles Anliegen
- Impuls aus meinem Umfeld
Lösung
Die Studierenden erleben einen "typischen" Tag im Leben eines Controllers oder einer Controllerin. Sie werden mit schwierigen, berufstypischen Situationen konfrontiert. Ihre Reaktion wird dokumentiert und anschließend reflektiert und diskutiert. Es werden Lösungsstrategien erarbeitet.
Zusammenfassung in einem Satz
Details
Im Controlling-Labor wird der Arbeitstag einer/eines Controllerin/Controllers simuliert. Es wird ein reales Büroumfeld in einem (fiktiven) Unternehmen erzeugt; die Studierenden werden an ihrem ersten Arbeitstag begrüßt und sodann in das Büro entlassen. Dort sollen sie eine spezielle, controlling-spezifische Aufgabe lösen. Sie werden dann mit drei Arten von Herausforderungen konfrontiert, mit denen sie umzugehen lernen:
- Praktische, fachliche Herausforderungen:
Für die an sich nicht besonders anspruchsvolle Aufgabe ist es schwierig, an die Informationen heranzukommen. Die Studierenden müssen sich durchfragen, auf die Suche begehen und richtige und wichtige von falschen und unwichtigen Informationen trennen.
- Typische Probleme im Berufsfeld des Controllings
Controller/innen hantieren z. B. mit vielen sensitiven Daten; mit diesen müssen sie restriktiv und sensibel umgehen. Die Studierenden werden z. B. aufgefordert, bestimmte Zahlen "auf Zuruf" anderen Mitarbeitern des Unternehmens (oder auch der Presse) zukommen zu lassen. Hier müssen sie lernen, vorher Rücksprache zu nehmen.
- Typische Probleme im Berufsalltag
Dieses können sein: Schwierige Kollegen, Umgang mit Vorgesetzen, mangelnde Infrastruktur etc.. Auch hier werden spezifische Situationen simuliert und das Verhalten im Nachgang reflektiert und auf diese Weise nachhaltig verbessert.
Dazu wird ein Büro benötigt und aufgebaut, einschließlich Telefonzentrale, Arbeitsplätze mit Rechnern, virtuelles Netz, mitunter eine Kantine, etc.. Studierenden aus höheren Semestern oder Hilfskräfte übernehmen spezifische Rollen (z. B. Vorgesetzter, Betriebsrat, etc.).
Im Anschluss kommen Studierende und das Team des Controlling-Labors zusammen und reflektieren die Ereignisse sowie die Reaktionen darauf. Sie diskutieren die Angemessenheit ihres Handelns und erarbeiten Lösungsstrategien.
Das Pattern ist erprobt worden in:
- Sonstiges
Meine Lösung hat primär damit zu tun:
- Inhalte für die Studierenden auszuwählen, anzuordnen, darzustellen, zu erklären, (digital) aufzubereiten, interaktiv zu machen etc.
- Studierende methodisch darin zu unterstützen, sich Inhalte (allein oder in der Gruppe) anzueignen, diese zu reflektieren, zu verstehen, anzuwenden, weiterzuentwickeln, selbst zu generieren etc.
Meine erprobte Lehrpraxis steht zur Forschung in folgender Beziehung:
- Keine
Digitale Medien spielen in meiner Lösung:
- Eine gewisse bzw. mäßige Rolle (bspw. hybrides Lehrformat).
Das Pattern fördert primär:
- Übende Aktivitäten (dienen dem Ausprobieren, der Routinebildung etc.)
Kontext
Das Controlling-Labor wurde bislang als freiwillige, extracurriculare Veranstaltung für Controlling-Studierende angeboten.
Es ist aber auch denkbar, das Labor in eine Lehrveranstaltung in höheren Semestern zu integrieren.
Das Pattern ist erprobt worden an:
- Fachhochschule
Das Pattern ist in folgender Disziplin (oder mehreren) zu verorten:
- Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Die Zielgruppe des Patterns besteht primär aus:
- Fortgeschrittenen Studierenden im Bachelor (oder im ersten Studienabschnitt)
Folgen
Vorteile:
- es handelt sich um eine optimale Vorbereitung auf den Beruf
- Studierende sind sehr motiviert
Nachteile:
- sehr aufwendig in Vorbereitung und Durchführung
- meist ein ganzer Tag für die Durchführung erforderlich (Konflikt mit Stundenplänen)
Kräfte
Erfordernisse und Möglichkeiten der Hochschulausbildung versus Anforderungen an die professionelle Ausübung eines Berufs
Welche widersprüchlichen Anforderungen spielen in Ihrer bewährten Lehrpraxis eine Rolle?
- Selbst- und Fremdorganisation
- Lernen durch Zuhören/Lesen/Zusehen und Lernen durch eigenes Tun
- Analoge und Digitalen Erfahrungswelten
- Individuelles und soziales Lernen
- Fachliche und überfachliche Kompetenzentwicklung
- Exemplarische und vollständige Lerninhalten
- Fachsystematische und lernsystematische Vorgehensweisen
- Sonstige
Beispiele/ Weiterführende Informationen
Links
- Es wurden keine Links hinterlegt.
Dokumente/ Anhänge
- Es wurden keine Anhänge hinterlegt.
Weiterführende Literatur
Wilken, C. (2013). Das Controlling-Labor. In A. Bayer & B. Rathje, Methodik für Wirtschaftswissenschaftler. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag.
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