Oft werden Foren in Onlinekursen trotz ausdrücklicher Aufforderung nicht aktiv genutzt. Indem die Dozierenden das Forum als alleinigen Kommunikationskanal verwenden und selbst anonyme Beiträge leisten, kann die Nutzung aufrechterhalten werden.
Metadaten
- Autoren/-innen: de Vivanco, Mateo, Funke, Claudia
- Mentoren/-innen: van den Berk, Ivo Rada, Ulrike Swidsinski, Anja
- DOI: Keine DOI zugeordnet
- ISSN: 2628-829X
- CC-Lizenz: CC-BY (Bearbeitung erlaubt unter Namensnennung)
- Zitiervorschlag:
de Vivanco, Mateo / Funke, Claudia (2021): Forenarbeit für die Lehre aktivieren. PatternPool. doi: noch nicht zugeteilt.
Problem
Oft bleibt die Nutzung von Onlineforen auf niedrigem Niveau.
Anlass für die Entwicklung meiner erprobten Lehrpraxis war:
- Akutes Defizit bzw. akuter Konflikt
Lösung
Forenarbeit nach den drei Säulen gestalten: alternativlos (1), initiativ (2) und anonym (3). Die Dozierenden nutzen das Forum als alleinigen Kommunikationskanal und leisten dort selbst regelmäßig anonyme Beiträge.
Zusammenfassung in einem Satz
Details
Anwendungsvoraussetzungen
- Benötigt wird eine internetbasierte Lernplattform mit Forumsfunktion wie z. B. Moodle, Opal, EdX, etc.
- Zudem muss im Forum die Option zur Erstellung anonymer Beiträge aktiviert werden.
Durchführung
- Das Forum wird als alleiniger Kommunikationskanal eingesetzt: Fragen und private Rückmeldung, die die Lehrenden z. B. über E-Mail erreichen, sind manchmal für alle Studierenden relevant. Anstatt nur dem Absendenden zu antworten, werden die Anfragen anonymisiert ins Forum gepostet und für alle beantwortet. Der Absendende bekommt per E-Mail nur den Link zum Forum sowie den Hinweis, dass diese Frage für andere auch relevant sein könnte und deshalb anonymisiert ins Forum gepostet und dort beantwortet wurde. Alle beteiligten Lehrenden halten sich an diese Vorgehensweise.
- Wenn die Forenaktivität abnimmt, stellen die Lehrenden selbst anonyme Forumsbeiträge, die von der Form und der Länge her so sind, wie man sich diese aus studentischer Seite wünscht. Die Beiträge sollen einfach und formlos gestaltet werden, ohne Anrede und Grußformel, um die Barrieren vor der aktiven Nutzung abzubauen.
- Die Beiträge sollen gleich eine möglicherweise reale inhaltliche oder organisatorische Frage darstellen. Dabei werden Fragen deutlich getrennt: Für jede Frage kommt ein Eintrag. Viele Fragen in einem Eintrag sind der Übersichtlichkeit halber streng zu vermeiden.
- Wichtig für einen lebendigen Austausch im Forum ist die zeitnahe Beantwortung der Fragen, z. B. nach einer Wartephase, in der zunächst andere Studierende Antworten liefern können.
Weitere Empfehlungen
- Foren müssen ggf. durch die Studierenden abonniert werden, damit sie über neue Beiträge benachrichtigt werden.
- Die studentischen Beiträge müssen in der Regel nicht lektoriert werden, sie dienen dem schnellen Austausch.
- Das Forum enthält eine Selbstbeschreibung. Hier legen die Lehrenden den Fragetyp fest (ob rein inhaltlich, organisatorisch, Weiteres...). Es können Foren für verschiedene Fragetypen etabliert werden.
Stolperstein
- Wenn die Lehrenden mehrere Kommunikationskanäle parallel anbieten, so können sie nicht erwarten, dass ausgerechnet das Forum aktiv genutzt wird. Darum ist es sinnvoll, für das Forum als Hauptkanal zu werben und Meldungen der weiteren Kanäle konsequent über das Forum zu beantworten.
- Bestimmte Studierendengruppen haben möglicherweise informelle Kommunikationskanäle (Whatsapp-Gruppen), die nicht zwangsläufig inklusiv sind. Deswegen ist es auch wichtig, ein Forum für alle zu haben und als Kommunikationsplattform zu etablieren.
- Von einem Text wie "bitte zögern Sie nicht, bei Fragen das Forum zu nutzen" wird abgeraten, da dies nicht der Form der studentischen Meldungen entspricht.
Das Pattern ist erprobt worden in:
- Vorlesung
- Übung
- Selbststudium
Meine Lösung hat primär damit zu tun:
- Dass ich als Lehrender mit den Studierenden in Kontakt komme und in Interaktion trete (Feedback, Kommunikation etc.)
Meine erprobte Lehrpraxis steht zur Forschung in folgender Beziehung:
- Keine
Digitale Medien spielen in meiner Lösung:
- Eine zentrale Rolle (bspw. reine Online-Lehre).
Das Pattern fördert primär:
- Rezeptive Aktivitäten (dienen dem Lesen, Anschauen, Zuhören)
- Organisatorische Aktivitäten (dienen der Koordination, Vernetzung u.ä.)
Kontext
Übung „Physik für Naturwissenschaftler 2“ für ca. 100 Studierenden im 2. Semester verschiedener naturwissenschaftlicher Bachelorstudiengänge an einer Technischen Universität. Digitale (asynchrone) Lehre während der SARS-CoV-2-Pandemie.
Das Forum wurde als Kommunikationskanal etabliert, der für zwischen Lehrveranstaltungen auftauchende Fragen nebenher läuft. Alternativ wäre die Nutzung als wesentlichen Teil des Lernmoduls denkbar, in dem sich die Studierenden einmal zu einem fremden Beitrag äußern sollen.
Das Pattern ist erprobt worden an:
- Universität
Das Pattern ist in folgender Disziplin (oder mehreren) zu verorten:
- Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften
- Ingenieurwissenschaften
- Sonstiges
Die Zielgruppe des Patterns besteht primär aus:
- Studienanfängern
- Fortgeschrittenen Studierenden im Bachelor (oder im ersten Studienabschnitt)
- Studierenden im Masterstudium (oder im zweiten Studienabschnitt)
- Sonstiges
Folgen
Vorteile:
- Studierende werden durch Anonymisierung nicht bloßgestellt.
- Das Forum fördert die Interaktion der Studierenden untereinander – wenn diese auf Anfragen anderer reagieren – und mit den Lehrenden. Die Studierenden erhalten Antworten zu ihren Fragen oder sogar ein Feedback zur Richtigkeit ihrer selbstgegebenen Antworten.
- Die Studierenden fassen ihre Gedanken schriftlich zusammen und verarbeiten dadurch den Stoff bzw. werden sich ihrer Schwächen bewusst.
- Die Studierenden können einsehen, dass ihre Mitstudierenden ähnliche Fragen haben und fühlen sich dadurch weniger isoliert.
- Studierende werden ihre Fragen schneller los und bekommen eine Antwort schon vor der nächsten Veranstaltung, was den Lernprozess fördert.
- Es entsteht letztendlich eine Art „Frequently Asked Questions (FAQ)“, die Studierende jederzeit – insbesondere bei ihrer Klausurvorbereitung – nachlesen können.
- Die Lehrenden können dadurch Zeit sparen, dass sie auf kursrelevante Anfragen nicht privat, sondern im Forum reagieren.
Nachteile:
- Die Anonymisierung könnte zum Verlust von Umgangsformen führen. Ggf. kann man dazu übergehen, anonyme Beiträge durch die Lehrenden freischalten zu lassen.
- Je nach genutzter Plattform mit Abo-Möglichkeiten möglicherweise zeitlich verzögerte Information, dass ein Forumsbeitrag erstellt wurde. Im Vergleich dazu haben die Lehrenden ihre eigenen E-Mails häufiger im Blick.
- Trotz Anonymität könnte die Forennutzung höherschwellig ausfallen als z. B. eine persönliche E-Mail an die Lehrenden. Die Studierenden sollen die Lehrenden immer kontaktieren können, unabhängig vom Kanal. Es wäre letztendlich Schade, wenn die Kontaktnahme an einer zu hohen Nutzungsbarriere scheitert. Es geht nur darum, dass die Lehrenden diese Meldungen anonymisiert ins Forum weiterposten.
Kräfte
- Scheu, Angst und eigene Niveauansprüche der Studierenden stellen eine große Nutzungsbarriere für Foren dar.
- Es besteht eine Scheu davor, dass der eigene Name mit einem öffentlichen, schriftlichen und möglicherweise als "dumm" zu erfassenden Beitrag in Verbindung gebracht wird.
- Lehrende unterhalten mehrere Kommunikationskanäle parallel, z. B. E-Mail-Adressen der Lehrkräfte, im Onlinekurs hinterlegte Kontakt-Funktion, Forum, etc.
Welche widersprüchlichen Anforderungen spielen in Ihrer bewährten Lehrpraxis eine Rolle?
- Lernen durch Zuhören/Lesen/Zusehen und Lernen durch eigenes Tun
Beispiele/ Weiterführende Informationen
Links
- Es wurden keine Links hinterlegt.
Dokumente/ Anhänge
- Es wurden keine Anhänge hinterlegt.
Weiterführende Literatur
Es wurde keine weiterführende Literatur angegeben.
Dieser Beitrag hat 0 Kommentare