Die Studierenden reflektieren die Zusammenarbeit in der Gruppe anhand von kurzen Leitfragen und machen Vorschläge zur Verbesserung zukünftiger Gruppenarbeiten.
Metadaten
- Autoren/-innen: Hermannsdörfer, Nicole
- Mentoren/-innen: Oltmanns, Renke
- DOI: 10.25592/pattern.012
- ISSN: 2628-829X
- CC-Lizenz: CC-BY (Bearbeitung erlaubt unter Namensnennung)
- Zitiervorschlag:
Hermannsdörfer, Nicole (2020): Gruppenarbeit reflektieren: Leitfragen beantworten – Ziele setzen. PatternPool. doi: 10.25592/pattern.012.
Problem
Gruppenarbeiten werden sowohl von Lehrenden als auch von Studierenden häufig als wenig effektiv wahrgenommen. Der Grund dafür kann in den Gruppenprozessen liegen, die in der Regel jedoch nicht reflektiert werden.
Anlass für die Entwicklung meiner erprobten Lehrpraxis war:
Lösung
Nach der Gruppenarbeit reflektieren die Gruppenmitglieder einzeln oder gemeinsam den Arbeitsprozess anhand von Leitfragen. Dies kann mündlich oder schriftlich geschehen. Auf dieser Basis forumuliert die Gruppe Verbesserungsvorschläge / Ziele für die nächste Gruppenarbeitsphase.
Zusammenfassung in einem Satz
Details
Die Reflexion der Gruppenarbeit anhand von Leitfragen lässt sich folgendermaßen in den Seminarverlauf integrieren. Die Methode eignet sich vor allem für Gruppen, die regelmäßig zusammenarbeiten, kann jedoch auch für wechselnde Gruppen genutzt werden.
Stunde 1
1) ggf. Ankündigung und Begründung der anschließenden Reflexion der Gruppenarbeit
2) Durchführung der Gruppenarbeit
3) Reflexion über die Gruppenarbeit, Festsetzung der Ziele
Stunde 2
1) Bewusstmachung der Ziele aus Stunde 1
2) Durchführung der Gruppenarbeit
3) Reflexion über die Gruppenarbeit / die Zielerreichung (z.B. "Das ist uns diesmal besser gelungen..".)
--> ggf. weitere Wiederholungen
Die Hinweise zur Reflexion des eigenen Verhaltens lassen sich sowohl in Fragen als auch in Impulsform formulieren. Nach meinen Erfahrungen fällt den Studierenden die Antwort häufig leichter, wenn Impulse formuliert werden.
Impulse zur Reflexion der aktuellen Gruppenarbeit:
- An der Gruppenarbeit hat mir am meisten / am wenigsten gefallen...
- Ich habe der Gruppe weitergeholfen, indem ich...
Impulse zur Gestaltung zukünftiger Gruppenarbeiten:
- Ich möchte in der Gruppe folgende Rolle einnehmen....
- Ich möchte künftig mit Leuten zusammenarbeiten, die...
- Das nächste Mal setzten wir folgende Strategie ein, um zu vermeiden, dass wir [Problemfeld einsetzen]
Das Pattern ist erprobt worden in:
- Seminar
Meine Lösung hat primär damit zu tun:
- Studierende methodisch darin zu unterstützen, sich Inhalte (allein oder in der Gruppe) anzueignen, diese zu reflektieren, zu verstehen, anzuwenden, weiterzuentwickeln, selbst zu generieren etc.
- Die Lehrorganisation zu verändern, die für die Beziehung zwischen Inhalten, Studierenden und mir als Lehrender von Bedeutung ist.
Meine erprobte Lehrpraxis steht zur Forschung in folgender Beziehung:
- Sonstiges
Digitale Medien spielen in meiner Lösung:
- Keine nennenswerte Rolle (bspw. primär Präsenzlehre).
Das Pattern fördert primär:
- Organisatorische Aktivitäten (dienen der Koordination, Vernetzung u.ä.)
Kontext
Das Pattern ist im Rahmen von seminaristischen Veranstaltungen an Universität und Hochschule erprobt worden, lässt sich aber problemlos auf andere Bereiche (Schule, Erwachsenenpädagogik) und Inhalte übertragen. Sollen die Zielsetzungen zur Verbesserung der Gruppenarbeit im Plenum oder mit dem Dozenten besprochen werden, sollte die Anzahl von 5-6 Gruppen nicht überschritten werden. Grundsätzlich ist auch eine gruppeninterne Zielvereinbarung möglich. In diesem Falle ist die Gruppenanzahl nicht limitiert.
Das Pattern eignet sich sowohl für feste als auch für wechselnde Gruppenkonstellationen, wobei das Potential bei festen Gruppen größer ist (siehe Vor- und Nachteile).
Das Pattern ist erprobt worden an:
- Universität
- Fachhochschule
Das Pattern ist in folgender Disziplin (oder mehreren) zu verorten:
- Geisteswissenschaften
- Lehrerbildung
Die Zielgruppe des Patterns besteht primär aus:
- Studieninteressierten
- Studienanfängern
- Fortgeschrittenen Studierenden im Bachelor (oder im ersten Studienabschnitt)
- Studierenden im Masterstudium (oder im zweiten Studienabschnitt)
- Sonstiges
Folgen
Vorteile
- Studierende reflektieren ihre eigene Rolle in Gruppenarbeitsprozessen
- Gruppenarbeiten werden bei wiederholter Reflexion effektiver und für die Teilnehmenden zufriedenstellender
Nachteile
- bei wechselnden Gruppenkonstellationen kann die Umsetzung der Zielsetzungen für die folgende Gruppenarbeit nicht überprüft werden bzw. bleibt auf rein individueller Ebene
- Studierende sind nicht immer gewillt, ihr eigenes Lernverhalten zu reflektieren
- Zeitfaktor, der sich aber durch den Vorteil effektiverer Gruppenarbeiten im Anschluss wieder amortisiert
Kräfte
Gruppenarbeiten werden durch folgende Motive beeinflusst, die jedoch in der Regel nicht thematisiert werden.
- heterogene Motive und Erwartungen der Studierenden: Studierende haben unterschiedliche Ansprüche an die Arbeitsweise in Seminaren (von körperlich anwesend bis aktiv beteiligt)
- Metakommunikation: das Bewusstsein über die Bedeutung von Metakommunikation bei Gruppenarbeiten ist nicht ausgeprägt bzw. wird für den Seminarkontext als nicht relevant erachtet (Zusammenarbeit nur auf kurze Zeit)
- Motivation für Gruppenarbeit: Probleme in der Gruppenkonstellation führen zu inhaltlich schlechten Ergebnissen, die die engagierten Teilnehmer frustrieren; der grundsätzliche Mehrwert von Gruppenarbeiten wird in Frage gestellt
Welche widersprüchlichen Anforderungen spielen in Ihrer bewährten Lehrpraxis eine Rolle?
- Selbst- und Fremdorganisation
- Individuelles und soziales Lernen
Beispiele/ Weiterführende Informationen
Links
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Dokumente/ Anhänge
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Weiterführende Literatur
Angelo, T. & Cross, K.P. (1993). Classroom assessment techniques: A handbook for college teachers (2nd Edition). San Francisco, CA.
Gibbs, G. (1994): Learning in Teams. A Student Manual, Oxford.
Kolb, D.A (1984): Experiential Learning: Experience as the Source of Learning and Development. Englewood Cliffs, N.J..
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